Die Entstehungsgeschichte der Solosonate für Geige von Béla Bartók ist so spannend wie ihre Bedeutung im Schaffen des Komponisten und für die Musikgeschichte überhaupt groß. Der Geiger Yehudi Menuhin hat in seinen Lebenserinnerungen dokumentiert, wie er Bartók kennenlernte und ihn schließlich bat, etwas für ihn zu schreiben, wobei er sich aber eher ein kleines Werk vorstellte als eine so große Komposition mit epochalem Anspruch. »Ich ahnte damals nicht, dass er eines der Meisterwerke aller Zeiten für mich schreiben würde.«
Die viersätzige Solosonate steht ganz in der jahrhundertealten Tradition der Gattung, ausgehend von der barocken »Sonata senza basso« mit ihrer Viersätzigkeit und den individuellen Charakteren der einzelnen Sätze. Beispiele für die historischen Vorbilder sind z.B. Johann Sebastian Bachs Sei Solo à Violino senza Basso accompagnato (BWV 1001–1006), Max Regers Vier Sonaten für die Violine allein op. 42 (1900), Eugène Isaye Six sonates pour violon seul op. 27, Paul Hindemiths drei Sonaten für Violine allein oder entsprechende Kompositionen einigen anderen herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der Blick in die autographe Niederschrift dieser monumentalen und epochalen Komposition ist eine ebenso spannende Reise durch die Palette ästhetischer Erfahrungen. Dass in dieser Faksimileausgabe auch Skizzen zum Werk beigegeben werden, hat neben der Erklärung der Werkgenese auch ihre Gründe in den ungewöhnlichen Notationen: Die Musik schöpft ihre Ausdruckskraft auch aus einer Drei- und Vierteltönigkeit, die in dieser Faksimileausgabe besonders eindrucksvoll dargestellt werden kann.
Diese Faksimileausgabe ist ein steter Quell neuer Erkenntnisse und eignet sich auch deshalb zur individuellen Nutzung, natürlich aber auch als ganz besondere Geschenkidee, die allen Musikfreunden, insbesondere denen, die beruflich mit der Geige und dem Geigenspiel zu tun haben, eine große Bereicherung ist.