Nicht wenige Kenner und Liebhaber zählen Mozarts Streichtrio in Es-dur KV 563 zu seinen großartigsten Kompositionen. Den Urtext-Herausgeber stellt dieses als „Divertimento“ in Mozarts eigenhändigem Werkverzeichnis unter dem 27. September 1788 eingetragene Meisterwerk vor große Herausforderungen. Denn das Autograph ist seit jeher verschollen, noch sind sonstige Quellen ersten Ranges vorhanden. Die zuverlässigste, wenn auch offenkundig ungenaue Quelle bildet die zwei Monate nach Mozarts Tod erschienene Erstausgabe.

Viele Ausgaben des 20. Jahrhunderts druckten jedoch leider den Notentext der sog. „Alten Gesamtausgabe“ von Breitkopf & Härtel nach, die kein Geringerer als der Geiger Joseph Joachim auf Basis falscher Vorlagen edierte und die daher vollständig korrumpiert ist. Auch die „Neue Mozart-Ausgabe“ ist nicht frei von Fehlern.

Die Henle-Ausgabe folgt im Wesentlichen der Erstausgabe, jedoch unter Zuhilfenahme zahlreicher korrigierender Eingriffe, die im Kritischen Bericht kommentiert werden. Im Anhang der Edition findet sich der nur fragmentarisch überlieferte Streichtrio-Satz in G-dur KV Anh. 66 (562e). Welch ein Unglück, dass Mozart diese ebenfalls wundervolle Musik nicht vollendete – sie geht immerhin etwas über die Exposition hinaus und eignet sich somit gut für eine kleine Zugabe.

Die drei Einzelstimmen bieten dank raffinierter Layouteinteilung, wie beispielsweise diverser Ausklapptafeln und unbedruckt gelassener Einzelseiten, einen optimalen Lese- und Spielfluss. Die separat lieferbare Studien-Edition (HN 9625) bietet die Partitur zu dieser Stimmenausgabe.