7 Abgesange auf eine tote Linde Soprano-Violin-Clar. [A/Bb]-Piano - Jorg Widmann

on Poems by Diana Kempff / Score/Parts

Sheet music

Widmann 7 Abgesange auf eine tote Linde Soprano-Violin-Clar. [A/Bb]-Piano (on Poems by Diana Kempff) (Score/Parts) Widmann 7 Abgesange auf eine tote Linde Soprano-Violin-Clar. [A/Bb]-Piano (on Poems by Diana Kempff) (Score/Parts)
Widmann 7 Abgesange auf eine tote Linde Soprano-Violin-Clar. [A/Bb]-Piano (on Poems by Diana Kempff) (Score/Parts)

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ED20414

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Es war 1996, als mir Christoph Poppen, der damalige Leiter des Münchener Kammerorchesters, von einem kuriosen Konzert in Münsing Ammerland erzählte: während eines seiner Konzerte mit dem Orchester in der dortigen Kirche gab es, für alle hor- und sichtbar, eines der grossten Unwetter, das die Region je gesehen hatte. Dabei schlug der Blitz ein in eine Art Wahrzeichen des Ortes, eine mehrere Jahrhunderte alte Linde. Unter den Zuhorern damals: die dort lebende Dichterin und Schriftstellerin Diana Kempff. Sie war unmittelbar erschuttert vom Tod der Linde und schrieb unter diesem Eindruck einige Gedichte. Christoph Poppen wiederum war - wie in vielen anderen Zusammenhangen auch - genialer Vermittler und stellte alsbald den Kontakt zu mir her. Die Idee: am Ort des Geschehens, in der Munsinger Kirche, solle ein Jahr spater die Urauffuhrung einer Art Requiem für diesen Baum, der so vielegeseheno hatte, erklingen. Im Rahmen der Holzhauser Musiktagen mit den Texten von Diana Kempff und meiner (noch zu schreibenden) Musik. Es gab bald eine wunderbare, sehr intensive Begegnung von Diana Kempff und mir, bei der sie etwas für Schriftsteller nicht gerade Typisches tat: sie stellte mir frei, aus den vorliegenden Gedichten nach Belieben lediglich Teile, sogar nur Zeilenfragmente zu verwenden und auch die Reihenfolge nach meinen Bedürfnissen anzuordnen und zu gestalten. Sie begriff sofort (und wunschte!), dass durch die Musik ohnehin etwas Drittes, etwas ganz Anderes entstehen würde. Die Tatsachs äe, dass wir Monate später eine sichtlich bewegte Diana Kempff auf die Bühne holen durfte, freute uns alle besonders. Ihre Lyrik ist Ausdruck einer offenkundig zutiefst gequälten Seele und kommt uns oft wunderlich-versponnen entgegen. Einer zerbrechlichen Zartheit steht eine bisweilen fast brutale Härte unversöhnlich gegenüber. Das Schubert'sche "Fremd bin ich eingezogen" gilt für sie in besonderer Weise und äußert sich in ihren Versen in einer Nähe zu allem Fremden (trotz des gleichzeitigen manischen Umkreisens des Eigenen und der eigenen Erinnerung), Abseitigen und auch (bei aller gleichzeitigen Skepsis) Übernatürlichen. Dieses geisterhaft-spukige Element versuchte ich durch meine Textauswahl und mit musikalischen Mitteln in diesen nun" Sieben Abgesangeno zu verdeutlichen. Das erste Stuck ist eine karge Studie uber das Verrinnen der Zeit, das Nichts; das Zweite beschwort den Regen (den heilbringenden) herbei, der dann spater - wenngleich mit entsetzlicher Wirkung - auch kommt. Den dritten Abgesang habe ich Tanz der toten Seelen betitelt; es ist ein Zwiefacher, der jedoch durch seine duster-halbseidene Wiener Chromatik alles Liebenswurdig-Oberbayerische langst verloren hat. Das klanglich vielleicht avancierteste und dichteste Stuck ist der vierte Abgesang, der ganz aus der Perspektive der Linde selbst erzahlt wird. Der funfte Abgesang zu den Worten Und wenn der Tod so kommen mag ist im Stile einer traurigen Volksweise bewusst schlicht gehalten. Wahrend der sechste Satz in seinem expressionistischen Gestus nicht ungefahrlich das Monodram streift, ist es schliesslich die Seele (die ausgehauchte, die weiterexistierende?), die wortlich den letzten Abgesang uber die Baume und die Seelen pragt. Diana Kempffs Gedichte, der Enthusiasmus Christoph Poppens, die phantastischen Urauffuhrungs-Interpreten, allen voran die Sangerin Juliane Banse, haben mich zur Komposition dieser "Sieben Abgesange auf eine tote Linde" angeregt. Moge dieser (aufnahmetechnisch leider ausserst mangelhafte) Mitschnitt Ihnen, den Horern (dennoch) eine Ahnung der Urauffuhrungsatmosphäre vermitteln. Dass wir alle, die beteiligten Kunstler von damals, trotz der Bandqualitat spontan einer Veroffentlichung zugestimmt haben, hat vor allem zwei Grunde. Erstens: unser aller innige Verbindung zu den Holzhauser Musiktagen und ihrem langjahrigen Leiter, Denes Szigmondy. Und: die vorliegende Dokumentation ist auch eine Erinnerung an die erst jungst verstorbene Diana Kempff, die sich - da bin ich sicher - uber diese Veroffentlichung sehr gefreut hatte.

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Publishernumber:

ED20414

ISBN:

9790001152938

Number:

194387

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